Darauf freue ich mich schon lange! Wandern auf der Großen Mauer… Und irgendwann hatte ich sogar die Idee, oder sagt man hier besser den Spleen haben?, in Abschnitten, mal die gesamte Mauer von Ost nach West zu bewandern und zu bewundern. Aber die ca. 20000 km sind dann wohl doch etwas unrealistisch. Also bleiben wir erst mal bei zwei Tagen und runden 30 Kilometern.

2019, als ich das letzte Mal in China war, hatte ich einen Wanderführer auf der Mauer, der seine Sache ziemlich gut machte. Seine Adresse in WeChat (das ist das Whatsapp der Chinesen – und noch viel, viel mehr) hatte ich noch, also warum nicht mal anchatten und fragen. Und tatsächlich. Er hatte Zeit und war begeistert von meiner Anfrage – los gehts.

Meine Wünsche waren: Sonnenuntergang auf der Mauer, beleuchtete Mauer bei Simatai und bitte keine touristischen Wege. Das sind die Wünsche, die Realität ist ein bisschen anders. Zumindest für Tag 1. Denn die besten Punkte um den Sonnenuntergang zu sehen, liegen im restaurierten und touristisch gut erschlossenen Teil der Mauer. Außerdem hat man nur von dort einen guten Blick auf die beleuchtete Mauer. Außerdem muss man nach dem Sonnenuntergang auch wieder von der Mauer runter. Und die Zugänge zu den nicht erschlossenen Bereichen führen dann über Stock und Stein, durch Wald und Busch. Es ungefähr so, als würdet ihr im Dunkeln im Wald spazieren gehen (von einer Nachtwanderung mal abgesehen).

Also, los gehts: Meine Tourguide holt mich vom Hotel ab, vor uns liegen ca. 250 km bis zur Mauer. Also nehmen wir sein privates Auto. Weil wir auf der Mauer aber von Ort zu Ort laufen und nicht umkehren wollen, fährt seine Frau. In Peking ist es besser nicht mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren: zu viel Stau, zuviel Regeln (davon erzähle ich später noch) usw. Also fahren wir erst ein paar Stationen mit der U-Bahn und treffen seine Frau etwas außerhalb. Sie fährt wunderbar, ruhig – trotz des extremen Verkehrs, sicher und schnell.

U-Bahn-Station in Peking
Tour-Guide mit eigenem Auto und Blick auf Peking
Blick aus dem Auto zur automatischen Mautstelle

Am Zielort gibt es aber erst mal etwas zu essen. Schließlich wird es eine lange Wanderung und dafür brauch man Energie, meint zumindest mein Guide RongChao. Und dann gehts endlich los. Das Restaurant, in welchem wir gegessen haben, wird auch gleichzeitig unser Landhotel für die kommende Nacht sein. Diesmal fährt uns der Eigentümer bis an die Mauer, zumindest soweit es möglich ist. Er hat wohl eine Sondergenehmigung, sonst hätten wir ein Shuttel nehmen müssen.

Typisches Essen in China

Das besondere an der Wanderung auf der Mauer sind nicht die Entfernungen, sondern das ständige auf- und ab, und das braucht Zeit. Auch wenn die Wege auf dieser Strecke ziemlich gut restauriert sind, sind trotzdem Unmengen an Stufen zu überwinden. Und die sind oft unangenehm hoch (oder tief, je nachdem…). Wir kämpfen uns voran. Die Aussichten sind grandios und so heißt es immer wieder stehen bleiben und Bilder machen.

Von Wachturm zu Wachturm wird hier der Weg gemessen. Weil wir auf dem touristischen Teil unserer Strecke sind, stehen in den Wachtürmen plötzlich Souvenierverkäufer – und die können verdammt hartnäckig sein. Also weiter zum nächsten Turm.

Eigentlich werden die Zugänge zur Mauer um 17 Uhr geschlossen. Länger darf man auf der Mauer nicht bleiben. Aber um 17 Uhr ist noch kein Sonnenuntergang in Sicht. bis dahin braucht es noch gute eineinhalb Stunden. Also brauchen wir eine Lösung um länger bleiben zu dürfen. Zum Glück kennt RongChao einige Leute, welche für das Schließen der Mauer verantwortlich sind. Unglücklicher Weise ist das in unserem Fall auch wieder eine Souvenierverkäuferin. Sie wartet extra auf uns und weil eine Hand die andere wäscht, wandert ein Souvenier in meinen Rucksack und der Schlüssel zum Tor in unsere Hände. Nun haben wir alle Zeit der Welt. Und wir warten: erst auf den Sonnenuntergang und später auf die beleuchtete Mauer. Simatai, der beleuchtete Abschnitt, ist aber noch ein ganzes Stück von unserer Position entfernt und so kann ich am Ende nicht ganz die Bilder schießen, die ich mir erhofft hatte.

Zurück ging es dann im Dunkeln mit den Taschenlampenlichtern der Handys. Zum Glück konnten wir die gut ausgebauten Touristewege nutzen… RongChao hat eine sehr bemerkenswerte Frau. Sie wartete die ganze Zeit unserer Wanderung geduldig im Hotel, nur um uns jetzt vom dunklen Parkplatz abzuholen und zurück zum Hotel zu bringen. Bemerkenswert! Aber diesen Job soll sie am 2.Tag unserer Wandung noch mehrfach übernehmen…..

5 Comments

  1. Hallo Fränki…🤩 das klingt nicht nur nach Abenteuer, dass ist es auch.
    Genial. Ich freue mich riesig für dich. Genieße weiterhin deine Erlebnisse und jeden Tag deiner Reise.
    🫶

  2. Da hast Du ja wirklich Glück gehabt, dass dein Reiseführer die richtigen Connections hat.

    Und um dich zu beruhigen: die Bilder sind der Hammer!

  3. Hallo lieber Frank, DANKE, dass Du uns an dieser Reise so teilnehmen läßt! Ich stimme meinen Vorredner zu … die Bilder sind Hammer 🙂
    Liebe Grüße Bärbel

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