Tai Chi Training – auf anderen Wegen
Mein erstes Tai Chi Training liegt nun schon ein paar Tage zurück. Direkt am Morgen nach meiner Ankunft, in Shijiazhuang, holte mich Meister Yang zum ersten Training ab. Sechs Uhr zwanzig starten wir. Ich war sehr gespannt, was mich erwartet.
In Deutschland war ich es bisher gewohnt, dass sich die Tai Chi Gruppen in einem möglichst ruhigen Raum treffen. Oder wenn im Freien trainert wird, dann in einer ruhigen Ecke, an der möglicht nicht viele Leute vorbei kommen.
Hier ist das anders. Wir laufen über einen großen Platz und eine größere Gruppe ist dort bereits fleißig dabei die Form zu üben. Für alle die, welche sich im Tai Chi nicht so auskennen: eine Form ist eine Abfolge von Tai Chi Elementen in einer vorgegebenen Choregrafie. Es dauert noch ein paar Minuten bis die Gruppe die Form beendet. Aber sofort danach kommen alle auf Meister Yang und mich zu. Und begrüßen mich ganz herzlich. Manche mit einem beherzten „Ni Hao“, was soviel wie „Hallo“ bedeutet. Manche reichen mir die Hand. Künftig werde ich also das Morgentraining mit dieser Gruppe absolvieren. Der Start war schon mal sehr gut und alle machen einen sympathischen Eindruck.
Was mir sofort auffällt: Meine Gruppe ist nicht die einzige auf dem Platz. Direkt daneben übt sich eine andere Gruppe in der Schwertform. Und daneben trainiert eine Gruppe die Fächerform. Der Plätz wäre eigentlich groß genug, damit jede Gruppe ihre eigene Ecke findet. Aber hier wird direkt nebeneinander geübt. Getrennt sind die Gruppen meistens noch durch eine Soundbox – für jede Gruppe eine. Natürlich, jeder braucht seine eigene Musik. Und die kleinen Soundboxen sind nicht gerade leise. Was mir in Deutschland unmöglich erscheint und stark an meiner Konzentration zerren würde, genau das ist mir hier völlig egal und beeindruckt mich nicht im geringsten oder lenkt mich irgedwie ab. Ich genieße das Training.
Nach dem Formenlauf verabschieden sich die Ersten – die Arbeit ruft, genau wie in Deutschland. Bevor sie gehen, haben einige noch Fragen und lassen sich vom Meister das eine oder andere Dateil noch einmal erklären. Geduldig wie immer zeigt er alles oder übt noch einmal kurze Sequenzen mit ihnen. Ich übe die kleinen Details mit, sauge die Information regelrecht auf und hoffe alles behalten und weiter vertiefen zu können. Zwei, drei andere Schüler bleiben noch oder kommen erst jetzt dazu. Zeit für das erste persönliche Training mit dem Meister am Tag.
Sieht gut aus.
Wünsche dir viel neuen Input.
Uwe