Wir sind zurück von unserem Tai Chi Seminar. Meister Yang meint: „lass uns einen Relax Day machen“. Das ist mir, nach dem intensiven Training, gar nicht mal so unangenehm.

Also nutze ich die freie Zeit und gönne mir mal wieder einen guten Kaffee im Starbucks, gleich um die Ecke. Wenn es die Zeit erlaubt, bin ich ganz gern mal hier. Man könnte es auch als mein zweites Wohnzimmer bezeichnen. Der Kaffee schmeckt gut, es gibt gemütliche Sitzecken und es läuft angenehme Musik im Hintergrund. Die ist so eine Mischung aus Soul, Longemusik und Jazz. So wie man das aus einer guten Cocktailbar kennt. Außerdem ist das Internet hier wesentlich besser und stabiler als im Hotel. Ich habe inzwischen zwar auch eine chinesische Telefonkarte, aber auch die ist dem WLAN von Starbucks in Geschwindigkeit unterlegen. Und man kann hier so herrlich beobachten, was andere Leute so machen. Also alles in allem eine gute Mischung um mal ein gutes Stündchen Zeit hier zu verbringen.

Aussenansicht Starbucks in Shiazhuang
Immer wieder gern genutzt, dass Starbucks in Shijiazhuang

So wie ich denken heute aber anscheinend viele Menschen, denn es ist ziemlich voll hier. An einigen Tischen sitzen junge Leute und haben ihre Laptops oder Tablets dabei. Gemeinsam scheint es sich doch besser an Projekten zu arbeiten. Mein Lieblingsplatz ist leider belegt. Also suche ich mir einen Platz am Fenster, an einer Art Tresen, mit Ausblick nach draußen. Vor dem Fenster bleiben zwei Mädchen im Teenie-Alter stehen und schauen sich noch etwas unschlüssig um. Eine schaut in meine Richtung und entdeckt mich offenbar. Sie flüstert ihrer Freundin etwas ins Ohr, woraufhin auch sie in meine Richtung schaut. Beide kichern hinter vorgehaltener Hand und schauen noch ein-, zweimal verlegen in meine Richtung bevor sie dann doch weiter gehen. Tja, Europäer sind hier doch noch etwas selten anzutreffen.

Lieblingsplatz im Starbucks
Blick von meinem Lieblingsplatz im Starbucks Shijiazhuang

Ich trinke genüsslich meinen Kaffee und schaue im Internet nach Neuigkeiten, als plötzlich eine WhatsApp auf meinem Smartphone ankommt. Meine liebe Cousine A aus B schreibt mir. Sie hat in ihren alten Fotoalben gekramt und schreibt, dass sie 2010 auch hier in China waren. Es haut mich aber fast von meinem Barhocker als ich lese wo sie damals waren: in Shijiazhuang. Das glaube ich doch nicht. China ist ein so großes Land und die Welt trifft sich in Shijiazhuang. Aber es gibt natürlich einen Grund, warum sie damals genau hier waren – und es war nicht Tai Chi, den Meister Yang lebte damals noch nicht hier. Nein, der Grund war ein anderer; der Mann meiner Cousine baute damals an der Hochgeschwindigkeitsstrecke der Eisenbahn. Also ließen sich Arbeit und Urlaub für die Familie gut kombinieren. Und ich konnte auf M.’s Gleisen gut und sicher hier ankommen.

Natürlich habe ich Meister Yang davon erzählt. Er war sichtlich erstaunt und hat herzlich gelacht. Und wusste sogar, dass hier ein deutsches Team an „der Trasse“ gebaut hat.

Sachen gibt’s manchmal, die gibt’s gar nicht.

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