Tai Chi
Und was ist jetzt eigentlich mit Tai Chi? Ja, das läuft, könnte ich jetzt einfach kurz sagen. Aber das wäre viel zu wenig gesagt und würde die Situation kaum beschreiben. Irgendwie ist alles anders…
Hier geht es nicht so sehr darum, eine Tai Chi Form zu laufen und das Tai Chi so auszuführen, dass alle Bewegungen weich und rund aussehen und mit einer gewissen Leichtigkeit und Enspannung ausgeührt werden. Also so, wie wir es zu Hause gewohnt sind und auch Woche für Woche praktizieren. Nein, hier geht es um mehr. Hier geht es in erster Linie darum, den ganzen Körper koordiniert zu bewegen. Es geht darum an keinem Punkt der Tai Chi Bilder oder der Form die Verbindung zur Erde zu verlieren. Es geht darum den ganzen Körper zu entspannen, aber die innere Energie, das Qi (Chi) im ganzen Körper aufrecht zu erhalten.
Viele, die selber Tai Chi praktizieren, kennen die Grundsätze: die Schultern zu entspannen ohne sie nach vorne fallen zu lassen, den Brustbereich zu entspannen ohne auch hier die Schultern nach vorn zu ziehen, die Hüfte zu entspannen und durchlässig zu machen. Sprich den ganzen Körper vom Kopf bis hin zu den Füßen, die immer fest mit der Erde verbunden sein sollen, durchlässig zu machen.
Das klingt ziemlich einfach, ist aber gar nicht so leicht umzusetzen. So lange nur die einzelnen Postionen geübt werden, ist die Koordination noch „ziemlich einfach“. Aber dann kommt Bewegung hinzu. Und genau hier heißt es, die Grundsätze aufrecht zu erhalten. Und dann wollen wir ja auch immer noch daran denken, welche Position wozu gedacht ist (schließlich ist Tai Chi ja auch eine Kampfkunst). Also immer daran zu denken, was wird als schubsen, stoßen oder ziehen genutzt. Was ist Abwehr, was Angriff, was ist Yin und Yang in den Bewegungen. Eine Drehung der Hüfte ist also nicht nur eine Drehung der Hüfte. Nein, das ist auch das verwurzelt bleiben auf dem betroffenen Bein. Es ist auch das Öffnen des Beckens, damit das andere Bein genügend Spielraum für die nächste Bewegung hat. Und dazu kommen noch die Bewgungen der Arme und Hände. Sind Hände und Füße koordiniert, sind es Ellebogen und Knie auch?
Und das macht das Training hier so anders. In jeder Minute koordniert zu sein, ohne dabei wirklich an die Abläufe denken zu müssen. Das Gefühl für den Körper zu entwickeln oder weiter zu entwickeln, das ist die Herausforderung. Die Bewegungen werden beim Üben automatisch sehr, sehr langsam. Am Anfang ist das sehr ungewohnt. Muskelkater und Rückenschmerzen sind eine ganze Weile plötzlich deine besten Freunde. Oder sollte man hier besser sagen, die größten Feinde? Aber auch dafür gibt es hier schnelle Lösungen. Und die nennen sich Massage. Schnell ist jemand angerufen und ein Termin gemacht, der oftmals gleich direkt im Anschluss an das Telefonat stattfindet. Monatelange Wartezeiten kennt hier niemand. Aber wie ich das eingangs schon sagte: hier ist das anders.