Zhengding
Zhengding City ist eine historische, alte Stadt, mit mehr als 1600 jähriger Geschichte. Und sie war einst, neben Peking und Boading eine der drei wichtigsten Städte Nordchinas. Warum ich das erzähle? Naja, ich war da. Und das völlig überraschend – wieder einmal.
Manchmal ist das bei Meister Yang so. Völlig unerwartet plant er einen Ausflug oder ein Treffen mit Freunden und überrascht mich damit. So auch heute. Nach der ersten kurzen Stippvisite bei seinen Schülern und einem kurzen gemeinsamen Morgentraining geht es erst mal weiter in die ICBC Bank. Dort warten die Schüler des eigens für sie eingerichteten Kurses schon wieder auf uns. Viele Details gibt es auch hier wieder zu üben und zu wiederholen.
Aber danach gehts los. Die kurze obligatorische Frage lautet erst einmal: „hast Du Hunger? Wollen wir etwas essen?“. Da wir beide nicht wirklich hungrig sind, beschließen wir das Frühstück auf später zu verschieben. Brunch, wie wir es hier nennen würden, die Mischung aus Breakfest und Lunch. Meister Yang kannte das Wort bisher noch nicht. In China wird es als „Zwei werden Eins“ bezeichnet. Aber das ist schon mal Grund genug, das neue Wort, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, seinen Freunden und Bekannten nahe zu bringen.
Natürlich weiß ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht was er vor hat. Erst einmal holen wir seine Frau von zu Hause ab und diesmal ist auch seine kleine Tochter dabei. Das ist für mich zumindest schon einmal ein untrügerisches Zeichen, dass der Tag etwas anders verläuft als üblich.
Die Fahrt dauert nicht sehr lange. Der Ort liegt vielleicht 50km nördlich von Shijiazhuang. Schon von weitem sieht man die lange Stadtmauer. Oh, ein alter Ort – denke ich. Aber erst als wir auch tatsächlich auf der Stadtmauer stehen erzählt mir Meister Yang von seinen Plänen. Und kaum stehen wir auf der Mauer, kommt eine kleine chinesische Gruppe auf uns zu und macht erst einmal in aller Ruhe ein paar Bilder von mir. Gefragt wird nicht erst, aber so ist das eben als „berühmte Persönlichkeit“.
Meister Yang erzählt mir auch von der Restaurierung des alten Ortes und der Stadmauer. Runde 12km ist die übrigens lang, aber die haben wir nicht komplett abgelaufen. Schon seiner kleinen Tochter wegen. Und er erzählt mir natürlich auch, dass all die Restaurierungsarbeiten vorgenommen wurden, um zum einen den Tourismus für die Stadt anzukurbeln und zum anderen auch zu Ehren von Xi Jinping. Der war früher offenbar hier im Bezirk Zhengding mal Parteichef und hat in dieser Position auch hier gearbeitet. Man sagt, er war immer sehr an der Meinung der Studenten und jungen Leute interessiert. Wie das ohne den Touch der Propaganda einzuordnen ist, da bin ich mir aber noch nicht ganz sicher. Sicher ist hingegen, so sagt es zumindest wieder der Reiseführer, dass es in Zhengding fünf Pagoden, neun Türme und acht Tempel gibt. Und einen dieser Tempel werden wir uns noch genauer ansehen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Übrigens – Zhengding spricht man wie Tschungding. Nur mal noch so nebenbei…